Zeitzeuge Georg Breymeyer, geb. 1797 in Hackenstedt zum Tod des Grafen Ernst zu Münster

„Der Staats- und Kabinettsminister Graf Ernst Friedrich von Münster … starb am 20. Mai 1839 in Hannover. Er wurde mit dem Totenwagen am 24. abends 10 Uhr dort abgeholt … Der Wagen fuhr vor das Schloss und der Sarg wurde in die Halle gesetzt. An jeder Seite standen vier hohe schwarzverkleidete Leuchter. Pastor Wiesenhafer hielt an der Leiche eine Rede, die jedem an das Herz drückte. Er selbst konnte kaum das Weinen verhalten. Darauf trugen ihn 12 Träger in den Keller. Die Namen der Träger sind: der Schafmeiser Windel, ich als Rademacher Breymeyer, der Schmiedemeister Kollmann, Braumeister Brüggemann, Brennmeister Binder, Ackerhofmeister Salland zu Astenbeck, Scheunenhofmeister Seier zu Astenbeck, Schweinemeister Möller, Mühlenmeister Schmidt, Fischmeister Meier, Hofmeister Siebke, Scheunenhofmeister Siebke.

Die Leiche blieb in dem Keller bis zum 19. Mai 1840. Da wurde sie morgens 5 Uhr herausgeholt und mit dem Totenwagen vor die Halle gefahren, wohinein wir Träger sie setzten. Mittags 11 Uhr kamen alle die Herren Wieder, der Minister Schele aus Hannover, Herr von Melorde und mehrere Grafen, der Landrost Landsberg aus Hildesheim, Graf Stollberg zu Söder, der erste Beamte Behrens, der Amtmann Böttcher, der Assessor Kuckuck, Assessor Gleim und Frank, letzterer unser Gerichtsherr aus Liebenburg und mehrere Honoratioren. Alle begleiteten ihn nach der Kappelle. Wieder standen an jeder Seite 4 schwarze Leuchter. Pastor Wilhelm Krüger aus Holle hielt eine kurze Rede, dann setzten wir Träger die Leiche wieder auf den Wagen, vor dem der Pastor schritt. Es folgten alle die Herren, wir Träger und schätzungsweise 1500 Menschen als Zuschauer, sodaß der Wagen fast nicht durchkommen konnte, und das vor der Halle und der Grabstelle je ein Landdragoner standen.

Dann wurde der Sarg vor der Tür der Kapelle abgesetzt, worauf der Pastor eine lange Rede hielt über des Grafen Wirksamkeit. Er sprach davon, dass er wie ein Ritter gewirkt hätte. Daß er als hannoverscher Gesandter nach Russland war, dass der König von England ihn gerade in so schlechten Zeiten zum Minister ernannt hatte, dass er als Verweser über ganz Braunschweig gestanden habe, nachdem er Herzog in der Schlacht bei Waterloo gefallen war, auch dass er in des Königs Namen in Wien auf dem Kongreß war, wo er vom Kaiser im Audienzsall empfangen wäre. Auch von seiner 1814 erfolgten Vermählung sprach er. Das war eine kraftvolle Rede, sodaß alle Zuhörer kaum das Weinen lassen konnten. Alsdann wurde der Sarg auf kleinen Walzen in die Kapelle gerollt. Über dem Kopf des Sarges hing ein großes Schild, das zwei geharnischte Ritter mit Fahnen in der Hand darstellte. Der Sarg war Zinnern, an jeder Seite sitzen sechs Löwenköpfe.“